Wurm ist nicht gleich Wurm

Noch in den 80er Jahren war es egal welche Wurmkur man gab. Alle Wurmkuren haben nämlich ein breites Spektrum und nur Magendasseln und einzelne selten vorkommende Würmer mussten gezielt entwurmt werden.

Doch mit zunehmenden Resistenzen der Würmer gegenüber den Präparaten, sollten wir heute genau wissen, gegen welche Wurmart die Wurmkur wirken soll.

Die folgende Auflistung zeigt die häufigsten Wurmarten beim Pferd und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Strongyliden

Große und kleine Strongyliden werden auch Blutwürmer genannt, da es neben weißen Exemplaren auch rote gibt. Im Labor können sie nur anhand ihrer Larven unterschieden werden. Die Eier aller Strongyliden sehen gleich aus.

Kleine Strongyliden sind mit 98% die am häufigsten in der deutschen Pferdepopulation vertretenen Würmer. Sie haben einen sehr kurzen Entwicklungszyklus (Ei bis zum erwachsenen Wurm) von 4,5 - 8 Wochen je nach Witterung.

  • Eiausscheidung der Würmer im Darm
  • mit dem Kot gelangen die Eier auf die Weide
  • auf der Weide Weiterentwicklung zu Larve 3
  • Larve 3 wandert aktiv vom Kot auf die Grashalme
  • Larve 3 wird vom Pferd beim Grasen aufgenommen
  • entwickelt sich in der Darmwand zu Larve 4
  • lebt als Adulter Wurm im Darmlumen und produziert neue Eier

Bedingt durch ihren kurzen Entwicklungszyklus können sich kleine Strongyliden gut anpassen und Resistenzen gegenüber Wurmkuren entwickeln. Diese Würmer sind der Grund, warum die Selektive Entwurmung entwickelt wurde.

Bandwürmer

Entgegen einer weit verbreiteten Meinung sind die Bandwürmer beim Pferd wirtsspezifisch und werden nicht vom Fuchs, Wilschwein oder Reh auf das Pferd übertragen.

Erwachsene Bandwürmer leben im Pferd. Ihre Eier sind nicht wie bei den anderen Würmern gleichmäßig in allen Kothaufen verteilt. Bandwürmer geben gut verpackte Eipakete ab, diese lösen sich während der Reise durch den Darm auf.

Die Eier müssen zur Weiterentwicklung auf der Weide von einer Moosmilbe aufgenommen werden. Moosmilben sind natürliche Bewohner des Ökosystems Weide und benötigen entgegen ihrem Namen kein Moos zum Überleben. Erst in der Moosmilbe entwickelt sich aus dem Bandwurmei ein für das Pferd infektionsfähiges Bandwurmstadium.

Die Moosmilben werden beim Grasen von den Pferden aufgenommen und somit das Pferd mit Bandwürmern infiziert.

Die sicherste Methode Bandwürmer nachzuweisen ist eine kombinierte Sedimentation-Flotation aus einer 3-Tages-Sammelprobe oder der Equisal Speichltest.

Spulwürmer

Spulwürmer kommen in 70% der Jungtierbestände vor. Gerade bei der Aufzucht von Pferden sollte man über diese Würmer Bescheid wissen.

Spulwürmer kommen meistens bei Pferden unter 3 Jahren vor. In dieser Zeit entwickeln sie eine Immunität gegen diese Art von Magen-Darm-Würmern. Deshalb kann es bei älteren Pferden vereinzelt zum Ausscheiden einzelner Larven kommen, da diese vom Immunsystem erkannt und eliminiert werden.

Spulwurmeier bleiben bis zu 5 Jahre auf der Weide infektionsfähig. Eine Infektion im Stall von der Mutterstute auf das Fohlen, bzw. im Laufstall bei den Jungpferden untereinander ist möglich.

Spulwurmlarven wandern im Pferd vom Darm über die Leber und das Herz in die Lunge. Als Symptome können deshalb neben den üblichen untypischen Magen-Darm-Symptomen wie Abmagerung und Kolik auch Husten und Nasenausfluss auftreten.

Spulwürmer werden ab einer Anzahl von 20 Eiern pro Gramm Kot in der McMaster-Untersuchung miterfasst. Geringere Infektionen können nur mittels der kombinierten Sedimentation-Flotation erkannt werden, weshalb dies die Methode der Wahl bei Jungpferden ist.

Da es bei Spulwürmern bekannte Resistenzen gegen Ivermectin und Moxidectin gibt, ist eine Wirksamkeitskontrolle 2 Wochen nach der Behandlung sinnvoll.

Oxyuren

Oxyuren kommen zwar nur in 4% der Bestände in Deutschland vor. Sie sind allerding sehr lästig, wenn man sie hat.

Bei einem Befall mit Oxyuren kann es zu extremem Schweifscheuern kommen.

Zur Eiablage wandert das Weibchen aus dem Anus. Wie auf dem nebenstehenden Bild kann man die klebrigen Eischnüre als gelbliche oder weißliche Auflagerungen um den Anus gut erkennen. Danach wandert das Weibchen wieder zurück und stirbt.

Da die Eier außerhalb des Darms abgelegt werden, kann man diese Art Würmer nicht mittels einer Kotuntersuchung erkennen.

Mittel der Wahl ist ein Abklatschpräparat mittels Klebestreifen.

Der Klebestreifen wird hierzu auf die gelbliche Auflagerung gedrückt und danach auf einen Objektträger geklebt.

Diese Würmer werden am besten mittels Fenbendazol oder Pyrantel bekämpft.

Durch das Schweifscheuern wird die Umgebung der Pferde mit Eiern verschmutzt, die nach ca. 5 Tagen wieder für das Pferd infektionsfähig sind. Deshalb ist eine gute Hygiene der Anusregion und der gesamten Umgebung der Pferde bei der Bekämpfung von Oxyuren extrem wichtig.

Magendassel

Die Erwachsenen sind Fliegen und gehören streng genommen nicht zu den Dasselfliegen der Rinder. Eigentlich heißen diese Fliegen beim Pferd Magenbremse, aber die Begriffe Magendassel oder Dasselfliege aus dem Rinderbereich haben sich beim Pferd eingebürgert. Die Larven dieser Fliegen leben im Magen der Pferde und werden mit Ivermectin bekämpft, so wie die Magen-Darm-Würmer, weshalb sie eine Berechtigung erhalten auf dieser Seite zu stehen.

Magenbremsen sind 8-18mm große, dicht beborstete Fliegen. Sie leben von Juni bis Oktober (heutzutage auch manchmal schon im Februar oder März, wenn es extrem warm ist). Im Anflug auf die Pferde schießen sie die Eier ab. Diese kleben dann im Fell und lassen sich weder mit der Bürste noch mit Wasser entfernen.

Durch Ablecken der Beine oder gegenseitige Fellpflege werden die Pferde dann infiziert. Die Larven wandern in der Schleimhaut bis zum Magen. Bei massivem Befall kommt es zu Schleimhautverletzungen im Maul und Rachenbereich sowie im weiteren Verlauf zu Magengeschwüren. Weshalb man die Eier am besten direkt durch Rasieren entfernen sollte.

Eine Infektion mit Larven der Magenbremsen kann man nicht mittels einer Kotprobe untersuchen. Allerdings sind die kleinen gelblichen Eier im Fell der Pferde sehr auffällig und kaum zu übersehen. Üblicherweise bekämpft man die Magenbremse mit Ivermectin oder Moxidectin frühestens 4 Wochen nach dem ersten Frost. Auch eine spätere Gabe ist gegen die Stadien im Magen jederzeit wirksam.

©Dr. Sabine Paul. Alle Rechte vorbehalten.

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